Schlafstörungen auf den Grund gehen: Melatonin und individualisierte Ansätze zur Schlafoptimierung
Dr. rer. nat. Bella Roßbach
Dr. rer. nat. Katrin Huesker
Andrea Thiem
Etwa ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend – ein biologischer Zustand, der keinesfalls als passiv angesehen werden darf. Vielmehr stellt der Schlaf eine essentielle Voraussetzung für die Aufrechterhaltung körperlicher und psychischer Gesundheit dar. Schlaf unterstützt die zelluläre Regeneration, stärkt das Immunsystem, festigt Gedächtnisinhalte und ermöglicht die emotionale Verarbeitung von Tageserlebnissen. Vor diesem Hintergrund ist die zunehmende Prävalenz von Schlafstörungen von erheblicher klinischer und gesellschaftlicher Relevanz. Aktuellen Erhebungen zufolge berichten mittlerweile rund 59 % der Befragten über Schlafprobleme [1]. Als ein zentraler Auslöser gilt psychosozialer Stress, wie er zunehmend durch die Bedingungen des modernen Alltags begünstigt wird – etwa durch Zeitdruck, ständige Erreichbarkeit, Informationsüberflutung und hohe gesellschaftliche und berufliche Anforderungen. Die Folgen gestörter Schlafprozesse sind vielfältig und reichen von verminderter Konzentrationsund Leistungsfähigkeit über Tagesmüdigkeit und Erschöpfung bis hin zu einem Rückgang sozialer Aktivität. Schon kurzfristige Schlafstörungen können das Immunsystem aktivieren und somit zu erhöhten systemischen Entzündungsparametern führen. Persistieren Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum, steigt das Risiko für chronischentzündliche Prozesse. Dieser Zustand, bekannt als silent Inflammation, kann langfristig zur Entwicklung von zahlreichen Gesundheitsproblemen beitragen. Hierzu zählen mentale Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen sowie physische Erkrankungen, wie kardiovaskuläre, neurodegenerative und metabolische Störungen. Zusätzlich erhöht sich die Infektanfälligkeit sowie das Krebsrisiko. Ein umfassenderes Verständnis der zugrundeliegenden Ursachen kann dazu beitragen, gezielte und wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafqualität zu ergreifen. In diesem Beitrag wird die Rolle von Melatonin, vor allem im Schlaf-Wach- Rhythmus, diskutiert. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wie Stress den Schlaf beeinflussen kann und mit welchen diagnostischen Verfahren diese Zusammenhänge messbar gemacht werden können. Ebenso wird erläutert, welchen Beitrag der Dim Light Melatonin Onset (DLMO) als diagnostisches Instrument in der individualisierten Schlafmedizin leisten kann.
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| Autor | Dr. rer. nat. Bella Roßbach, Dr. rer. nat. Katrin Huesker, Andrea Thiem |


