Ist das Post-Covid-Syndrom (PCS) ein Subtyp von ME/CFS?
Dr. med. Joachim Strienz
Was ist eigentlich ME/CFS? ME/CFS ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die häufig zu einer körperlichen Behinderung führt. ME/CFS-Erkrankte haben oft eine sehr niedrige Lebensqualität. Ein Viertel aller Patienten kann schließlich das Haus nicht mehr verlassen, viele sind bettlägerig und schätzungsweise über 60 Prozent sind arbeitsunfähig. In Deutschland waren vor der Corona-Pandemie etwa 250.000 Menschen betroffen, darunter etwa 50.000 Kinder. Weltweit sind es etwa 20 Millionen Menschen. Die WHO hat ME/CFS bereits 1969 mit ICD G93.3 als neurologische Erkrankung eingestuft.
ME/CFS ist ein eigenständiges, komplexes Krankheitsbild und nicht mit dem Symptom Fatigue zu verwechseln, das ein typisches Begleitsymptom vieler chronisch-entzündlicher Erkrankungen ist. ME/CFSBetroffene leiden neben der schweren Fatigue, die das Aktivitätsniveau ganz erheblich einschränkt, auch unter kognitiven und immunologischen Beschwerden.
CFS steht für Chronisches Erschöpfungssyndrom, englisch: Chronic Fatigue Syndrome, abgekürzt CFS. ME ist die Abkürzung für Myalgische Encephalomyelitis und bedeutet, dass zusätzlich eine Entzündung vorliegt und auch das Muskel- und Nervensystem mitbeteiligt sind. In der Zwischenzeit geht man aber grundsätzlich davon aus, dass immer eine Entzündung (englisch „silent Inflammation“) zu diesem Krankheitsbild gehört. Eine genau Vorstellung, wodurch die Krankheit eigentlich ausgelöst worden sein könnte, gab es lange nicht. Auch ein Behandlungsansatz war bisher nicht erkennbar. Ganz im Vordergrund steht eine extreme Erschöpfung oder eine rasche Erschöpfbarkeit. Die Erschöpfung muss mindestens 6 Monate andauern und zu einer schwerwiegenden Leistungsminderung gegenüber dem früher Gewohnten geführt haben. Die lähmende Erschöpfung macht jedoch nur einen Teilbereich der Erkrankung aus. Es bestehen weitere schwerwiegende Symptome, die zusätzlich zu einer Leistungsminderung beitragen können. Zum Chronischen Erschöpfungssyndrom gehören nämlich auch Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, schmerzempfindliche Lymphknoten, ein nicht erholsamer Schlaf und die anhaltende Verschlechterung des Zustandes und eine Leistungsminderung nach körperlichen und geistigen Anstrengungen. ME/CFS-Erkrankte können außerdem zusätzlich an Nervenschmerzen, Zuckungen und Kribbeln am Körper, Allergien, Depressionen, Ohrgeräuschen, Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen, Fieber bzw. einem „Fiebergefühl“, wiederkehrenden Infekten, Magen-/Darmbeschwerden und anderen Symptomen leiden. Als verwandte Erkrankungen gelten das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) und die Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS).
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| Autor | Dr. med. Joachim Strienz |

