Fibroblast Growth Factor 23 (FGF23): Wichtiger Biomarker und Player in der klinischen Medizin
Prof. Dr. med. Berthold Hocher
Fibroblast Growth Factor 23 (FGF23) ist ein hormonaktiver Wachstumsfaktor, der ursprünglich im Zusammenhang mit seltenen genetischen Hypophosphatämien entdeckt wurde. Heute ist bekannt, dass FGF23 eine zentrale Rolle in der Regulation des Phosphat- und Vitamin-D-Stoffwechsels spielt und gleichzeitig weitreichende systemische Effekte entfalten kann. Die biologische Aktivität von FGF23 ist abhängig von seiner Interaktion mit dem Korezeptor α-Klotho, jedoch vermittelt es in bestimmten Organen wie Herz und Leber auch klothounabhängige Wirkungen. Besonders in der Niere reguliert FGF23 die Phosphatausscheidung und senkt die 1,25(OH)2D3-Synthese. In pathologischen Zuständen wie chronischer Nierenerkrankung (CKD), Herzinsuffizienz oder bei Hochdosis-Vitamin-D-Therapie ist FGF23 stark erhöht und mit ungünstigen klinischen Verläufen assoziiert. Die Messung von FGF23 bietet diagnostische Vorteile in verschiedenen Kontexten: als früher Marker für CKD, zur Überwachung phosphatsenkender diätetischen Maßnahmen, zur Risikoeinschätzung bei Herzinsuffizienz und zur individuellen Steuerung von Vitamin-D-Hochdosis-Therapien. Zudem zeigen aktuelle Erkenntnisse, dass FGF23 mit Alterungsprozessen wie Frailty, kognitivem Abbau und kardiovaskulärer Dysfunktion assoziiert ist. Die Klotho–FGF23-Achse wird daher als möglicher Biomarker für biologisches Altern betrachtet. Ein differenzierter Einsatz von iFGF23- und cFGF23- ELISAs ermöglicht eine situationsangepasste Bewertung: Während iFGF23 die aktive Hormonform erfasst, bietet cFGF23 eine empfindlichere Detektion früher metabolischer Störungen. Insgesamt zeigt sich FGF23 als vielseitiger Biomarker mit wachsender klinischer Relevanz in der Inneren Medizin, Nephrologie, Endokrinologie und dem wachsenden Bereich der preventievmedizinischen Ansätze des gesunden Alterns.
| Seiten | 10 |
|---|---|
| Autor | Prof. Dr. med. Berthold Hocher |


