Die Bedeutung des Darmes für Allergien und Unverträglichkeiten
Dr. rer. nat. Anna Klaus
Andrea Thiem
Dr. med. Volker von Baehr
Diagnostische und Therapeutische Denkansätze
Darmbakterien beeinflussen das Gleichgewicht des Immunsystems
Seit mehr als 60 Jahren nimmt die Prävalenz von Allergien in Ländern mit westlichem Lebensstil zu. Heute leiden in Deutschland ca. 30 Prozent an mindestens einer Allergie [Langen 2013], wobei in solche Statistiken meist sogar nur die IgE-vermittelten Allergien eingehen. Genetische Ursachen können für diese rapide Zunahme nicht als Erklärung dienen. Auch die Zunahme des durchschnittlichen Lebensalters, die zum Teil für die Zunahme von Alters- und Krebserkrankungen verantwortlich ist, ist bei Allergien kein Faktor. Es sind keine „Alterserkrankungen“. Man ist sich weitestgehend einig, dass Veränderungen der Umwelt und der Lebensgewohnheiten für den Anstieg der Allergien verantwortlich sind. Viel diskutiert wird seitdem die „Hygienehypothese“. Schon 1989 wurde publiziert, dass Kinder aus wohlhabenden Ein-KindFamilien häufiger an Heuschnupfen leiden [Strachan 1989]. Man postulierte, dass ein geringeres Ansteckungsrisiko und die verbesserte Hygiene verantwortlich sind. In den letzten 20 Jahren wurde immer klarer, dass Veränderungen der Umweltbedingungen direkt oder indirekt auch das humane Mikrobiom beeinflussen und dass unser Mikrobiom einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems und insbesondere die Immuntoleranzmechanismen hat. Störungen der Interaktionen innerhalb der MikrobiomDarm-Hirn-Achse werden daher heute nicht nur mit der Pathogenese klassischer Darm-Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom und anderen funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen [Mayer 2011; Rhee 2009] in Verbindung gebracht, sondern auch mit Allergien [Zhao 2019] und Autoimmunerkrankungen [De Luca F 2019].
| Seiten | 14 |
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| Autor | Dr. rer. nat. Anna Klaus, Andrea Thiem und Dr. med. Volker von Baehr |

