Autophagie – das multifunktionale Qualitätskontroll- und Recyclingsystem in unseren Zellen
Prof. Dr. rer. nat. Jörg Bergemann
Melanie Scherer, M. Sc.
„Von der Natur lernen“ ist ein Grundprinzip der Biomedizin. So gibt es auch im Bereich des gesunden Alterns beeindruckende Vorbilder in der Natur. Ein auf den ersten Blick vielleicht eher ungewöhnliches Beispiel für Longevity ist der Nacktmull: Nicht gerade hübsch, aber mit hoher Autophagieaktivität und der Fähigkeit, schr lange gesund zu leben. Der Heterocephalus glaber ist ein kleines Nagetier, das in selbstgebauten Tunnelgängen in Ostafrika lebt. Er ist wahrlich keine Schönheit, besitzt aber Fähigkeiten, die wir alle gerne hätten. So erreicht er bei guter Fitness ein enorm hohes Lebensalter und erkrankt fast nie an Krebs. Nacktmulle können bis zu 10 Mal älter werden als ihre Verwandten, die Mäuse, und erreichen so nicht selten – bei bester Gesundheit – ein Lebensalter von 30 Jahren und mehr. Wenn wir diesen Vergleich auf den Menschen übertragen, könnten wir somit wieder ein biblisches Alter wie Methusalem erreichen. Es stellt sich dieFrage nach den zellulären Geheimnissen derartiger „Wundertiere“ und hieraus den möglicherweise abzuleitenden therapeutischen Anwendungen für uns Menschen. Unter anderemkonnte hierzu bereits gezeigt werden, dass es bei Nacktmullen verschiedene Faktoren gibt, die zu einer verbesserten Zellreinigung und Regeneration führen. Ein Befund, der auch inanderen sehr langlebigen Tieren gefunden wurde. Das unterstreicht einerseits die wichtige Rolle von Modellorganismen in der biomedizinischen Forschung und andererseits die besondere Funktion von Reinigungs- und Regenerationsprozessenzur Gesunderhaltung bei Säugern [1–4].
| Seiten | 7 |
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| Autor | Prof. Dr. rer. nat. Jörg Bergemann und Melanie Scherer, M. Sc. |


